Ein PCO Syndrom, Endometriose, Störungen der Darmfunktion, stille Entzündungen etc. – ein unerfüllter Kinderwunsch kennt zahlreiche Ursachen. Und nicht selten geht er mit weitreichenden Folgen für die Lebensqualität und die Beziehung einher. Derzeit leiden in den industrialisierten Ländern ca. 15-20 Prozent der Frauen unter Unfruchtbarkeit. Die Hintergründe, die zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen, sind vielfältig. In diesem Artikel stellen wir Ihnen häufige – ebenso wie häufig übersehene Ursachen – für Infertilität vor. Und sie erfahren, warum wir in der Praxis von Dr. Alexander Hammouda in München – neben ganzheitlich funktioneller Medizin – Osteopathie als wertvolle Unterstützung einsetzen, um den Wunsch nach einem Kind doch noch wahrwerden zu lassen.
Die positive Wirkung der Osteopathie bei Infertilität
Neben der medizinischen Fertilitätsbehandlung kann Osteopathie einen effizienten Beitrag dazu leisten, Paaren ihren Wunsch nach weiteren Kindern zu erfüllen. Das zeigt beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2013. Untersucht wurden 25 Frauen, die unter einer sogenannten sekundären Infertilität litten – sprich unter dem Ausbleiben einer erneuten Schwangerschaft trotz prinzipieller Fruchtbarkeit. Die Studie ergab, dass der Prozentsatz der erfolgreichen Schwangerschaften nach osteopathischen Behandlungen signifikant höher war als die natürliche Fertilitätsrate.
Bei den Teilnehmerinnen der Studie wurden als häufigste Ursache für ein Ausbleiben der Schwangerschaft chirurgische Eingriffe im Bauchraum festgestellt – speziell Operationen am Dickdarm. Insbesondere in diesen Fällen zeigte sich die osteopathische Behandlung als wirkungsvoll und besonders empfehlenswert.

Ursachen für Unfruchtbarkeit
Das PCO Syndrom
Ursachen für eine Unfruchtbarkeit der Frau können beispielsweise Zysten am Eierstock sein. Die Maximalvariante bildet das sogenannte Polyzystische Ovarial Syndrom, kurz PCOS, bei dem eine Vielzahl von Zysten im und um den Eierstock herum liegen und ihn in seiner Funktion einschränken. Oft sind Zysten ein Zufallsbefund und viele Patientinnen wissen nichts von ihnen. Jedoch können sie schlichtweg als physische Barriere monatlich den Transport der Eizelle über den Eileiter einschränken und so den Beginn einer Schwangerschaft behindern. Von PCOS betroffene Patientinnen besitzen auch durch eine eigene hormonelle Aktivität der Zysten einen Einfluss auf einen dysfunktionalen Menstruationszyklus, welcher im schlimmsten Fall auch zur Unfruchtbarkeit führen kann.
Was ist ein PCO Syndrom?
Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine hormonelle Störung, die bei Frauen im gebärfähigen Alter auftritt. Es handelt sich um eine komplexe Erkrankung, die den Hormonhaushalt beeinflusst und zu einer Überproduktion von Androgenen (männlichen Hormonen) führt. Die genaue Ursache des PCO Syndroms ist noch nicht vollständig geklärt, doch es wird angenommen, dass genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen. PCOS äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Zu den häufigsten gehören:
Symptome eines PCO Syndroms
Aufgrund der gestörten Hormonregulation ovulieren Frauen mit PCOS seltener oder gar nicht. Dies führt zu unregelmäßigen Zyklen oder dem Ausbleiben der Periode.
PCO Syndrom & Unfruchtbarkeit
Ein PCO Syndrom kann erhebliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Da die Hormonstörung die regelmäßige Ovulation verhindert, ist es für betroffene Frauen schwieriger, schwanger zu werden. Folgende Probleme können im Zusammenhang mit einem Kinderwunsch auftreten:
PCO Syndrom & Kinderwunsch
Behandlungsansätze bei PCO Syndrom
Selbst eine geringe Gewichtsabnahme kann bei übergewichtigen Frauen mit PCOS den Menstruationszyklus normalisieren und die Chancen auf eine natürliche Empfängnis verbessern.
Frauen mit PCOS weisen bei physiologischen und osteopathischen Messungen einen erhöhten sympathischen Tonus auf, was darauf hinweist, dass es sinnvoll ist, sympathische Hyperaktivität bei diesen Patienten mit osteopathischen Methoden zu ermitteln. Die osteopathische Strukturuntersuchung ist ein wertvolles Diagnoseinstrument, mit der die Hyperaktivität des Sympathikus bei Frauen mit PCO Syndrom erkannt werden kann, noch bevor physiologische Symptome auftreten. Die osteopathischen Indikatoren für einen erhöhten sympathischen Tonus können potenzielle therapeutische Ziele zur Verbesserung der Gesundheit der betroffenen Frauen darstellen.
Medikamente wie Metformin können helfen, den Eisprung anzuregen. Metformin ist ein seit Jahrzehnten in der Behandlung der Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus) zugelassenes Medikament. Es wirkt gegen Insulinresistenz. Dies wiederum führt zu einer verbesserten Blutzucker- und Stoffwechseleinstellung sowie einer Abnahme der männlichen Hormone.
Die Metformin-Therapie sorgt zudem für eine Normalisierung der gestörten Zyklusblutung. Das Eintreten einer Schwangerschaft ist möglich.
Eine therapeutische Intervention mit Vitalstoffen kann ebenfalls verschiedene Aspekte des polyzystischen Ovarialsyndroms positiv beeinflussen. Das zeigen aktuelle Studien. Die Supplementierung von Vital- bzw. Nahrungsergänzungsmitteln erfolgt in unserer Praxis auf Basis präziser Laborwerte – höchst individuell, oral oder über Infusionen:
- Myo-Inositol:
Myo-Inositol ist ein intrazellulärer „second messenger“. Eine orale Verabreichung führt zu positiven Effekten auf die Insulinresistenz und den Fett- und Glukosemetabolismus sowie zu einer Senkung der Androgenspiegel. Die positive Auswirkung einer Behandlung des PCO Syndroms mit Myo-Inositol in Kombination mit Resveratol wurde in einer aktuellen Studie bestätigt. Die Nahrungsergänzung über 12 Wochen beeinflusste endokrine und metabolische Aspekte sowie den Stress-Pegel der Teilnehmerinnen positiv und könnte eine wichtige Behandlungsoption für adipöse PCOS-Patientinnen mit Eisprung-Störungen darstellen.
. - Resveratol:
Resveratrol findet sich als natürliches Vorkommen in Weintrauben und Rotwein. Es handelt sich dabei um ein Polyphenol, das antioxidativ, und entzündungshemmend wirkt sowie gegen die Schäden von UV-Strahlen schützt. Eine kleine randomisierte Studie deutet nun darauf in, dass Resverato die Hormonwerte von Frauen mit Polyzystischem Ovar-Syndrom (PCOS) deutlich verbessern kann.
. - Alpha-Liponsäure: Die Kombination von Alpha-Liponsäure mit Myo-Inositol kann positiven Einfluss auf Stoffwechselparameter, das Ovarialvolumen sowie die Eizellenqualität nehmen. Diese Kombination verbessert somit den Zyklus sowie den Zuckerstoffwechsel.
»Mehr dazu
. - Quercitin
In letzter Zeit haben sich im Zusammenhang mit dem PCO Syndrom mehrere Studien mit Quercitin beschäftigt. Dieses Pflanzenpigment gilt aufgrund seiner vielseitigen Wirkweise als der “König unter den Flavinoiden”. Quercetin schützt nicht nur Pflanzen vor schädlichen Umwelteinflüssen, sondern entfaltet auch bei Menschen eine gesundheitlich positive Wirkung. Eine Metaanalyse über 10 Studien zeigt nun, dass Quercetin positive Auswirkungen auf die Behandlung von PCOS hat.Quercetin kann die Insulin-, Blutzucker-, Cholesterin- und Triglyceridwerte in Stoffwechselwegen systematisch senken. Im endokrinen System kann Quercetin zudem die Funktion der Hypophysen-Eierstock-Achse regulieren, den Testosteron- und Luteinisierungshormonspiegel senken und das Verhältnis von LH zu follikelstimulierendem Hormon (FSH) verringern. Quercetin kann zudem die Expression des GLUT4-Gens regulieren und hat antioxidative Wirkungen auf molekularer Ebene.

Endometriose
Eine weitere häufige Ursache für die Unfruchtbarkeit einer Frau ist das Vorliegen einer Endometriose. Als Endometriose wird das irreguläre Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle bezeichnet, was zu sehr starken Regelschmerzen und -blutungen und im schlimmsten Falle zur Störung der Fruchtbarkeit führen kann. Unter anderem können auch Zysten, Verwachsungen und Entzündungsprozesse im Bauchraum eine Folge der Endometriose sein, die weiterhin zur Sterilität beitragen.

Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann sich an verschiedenen Stellen im Körper ansiedeln, am häufigsten jedoch im Bereich der Eierstöcke, Eileiter, des Beckens oder der Bauchhöhle. Da dieses Gewebe zyklisch hormonellen Schwankungen unterliegt, verhält es sich ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut und blutet während des Menstruationszyklus, jedoch ohne eine Möglichkeit, den Körper zu verlassen. Dies führt zu Entzündungen, Zystenbildung und Vernarbungen.
Die genaue Ursache der Endometriose ist noch nicht vollständig geklärt, doch genetische Faktoren, eine rückläufige Menstruation (wobei Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle gelangt) und das Immunsystem werden als mögliche Faktoren diskutiert.
Symptome der Endometriose
Endometriose geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher, die von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Die häufigsten Symptome sind:
Schmerzen während des oder nach dem Geschlechtsverkehr sind ein häufiges Symptom, insbesondere wenn sich das Endometriosegewebe in der Nähe der Vagina oder des Gebärmutterhalses befindet.
Manche Frauen haben durchgehend Schmerzen im Beckenbereich, die unabhängig vom Menstruationszyklus auftreten.
Erschöpfung und Müdigkeit: Chronische Schmerzen und Entzündungen führen oft zu anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung.
Endometriose & Kinderwunsch
Endometriose kann erhebliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben und gehört zu den häufigsten Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit. Die Art und Weise, wie Endometriose die Fruchtbarkeit beeinträchtigt, ist vielschichtig. Verschiedene Studien zeigen, dass die Osteopathie eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit bei Endometriose darstellen kann
Häufig übersehene Störungen bei unerfülltem Kinderwunsch
Störung der Darmfunktion
Auch die funktionelle Störung der Darmaktivität kann die hormonelle Aktivität des Körpers stören – und somit ursächlich für unerfüllten Kinderwunsch sein. Neuere Untersuchungen zeigen, dass unser Darmmikrobiom über die Mikrobiom-Östrogen-Achse Einfluss auf die Entwicklung, Funktion und Regulation der weiblichen Geschlechtsorgane nimmt. Ein Teil unserer Darmmikroben ist zudem an der Regulation des Östrogenspiegels beteiligt. Diese Mikroben bezeichnet man als Östrobolom. Somit kann auch ein gestörtes Darmmikrobiom als Ursache einer Unfruchtbarkeit in Frage kommen.
Osteopathie kann bei einer Vielzahl von Darm- und Verdauungsproblemen helfen, darunter Blähungen, Verstopfung, Sodbrennen, Reizdarmsyndrom (IBS) und funktionelle Magen-Darm-Störungen. Durch sanfte und gezielte manuelle Techniken können Spannungen gelöst und die normale Funktion des Verdauungssystems wiederhergestellt werden.

Silent inflammations
Stille Entzündungen im Verdauungstrakt, auch „silent inflammations“ genannt, können über lange Zeit ein Ungleichgewicht unseres Immunsystems provozieren. Chronische Entzündungen und Autoimmunprozesse können zudem reproduktive Zellen wie Eizellen und Spermien schädigen, indem unser Körper sein eigenes Gewebe angreift. Dies kann auch die bereits befruchtete und wachsende Eizelle einschließen, welche der Körper fälschlicherweise als „fremd“ wahrnimmt.
Entzündungsreaktionen
Auch ungeachtet von darmfunktionellen und gynäkologisichen Ursachen, können auch sonstige Entzündungsreaktionen im Bauchraum einen Einfluss auf die Funktion der weiblichen Geschlechtsorgane haben. Beispielsweise kann ein entzündeter Blinddarm durch die direkte Lagebeziehung zum rechten Eierstock die Entzündung forttragen. Der entzündete Darmabschnitt wird entnommen, jedoch kann die durch die Entzündung entstandene Verklebung des Eierstocks weiterhin bestehen, genauso wie die Operationsnarbe einen Umbau des angrenzenden Gewebes verursachen kann.
Aktuelle Studienlage – zur Wissensvertiefung
Folgende Studien zeigen, dass Osteopathie eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit bei Endometriose darstellt und osteopathische Bauch- und Beckenbehandlungen die Fruchtbarkeit von Frauen erhöhen können, indem sie die Gewebemotilität verbessern, die Lymphdrainage anregen und fasziale Verklebungen auflösen:
Wenngleich die Fruchtbarkeit im Laufe des Alters naturgemäß abnimmt, empfiehlt folgende Studie Frauen ab 35 mit unerfülltem Kinderwunsch sich parallel zu einer spezialisierten reproduktionsmedizinischen Behandlung in osteopathische Therapie zu begeben:
Jean Pierre Barral, einer der führenden Vertreter der viszeralen Osteopathie, beschreibt in seinem Buch, dass „die Mobilität der Ovarien, der Eileiter und des Uterus durch osteopathische Behandlungen verbessert wird, sodass eine Eizelle und ein Spermium wahrscheinlich unter günstigeren Voraussetzungen zusammentreffen können.
Unser Ziel ist es, Frauen in allen Lebenslagen zu unterstützen, in ihre volle Lebensenergie zu kommen. Vor allem, wenn dazu gehört, schwanger zu werden, die Schwangerschaft zu genießen, optimal auf die Geburt vorbereitet zu sein und ein gesundes Baby auf die Welt zu bringen – um danach gestärkt und vor allem frei von Schmerz für das Baby da sein zu können.
Beitragsbilder
istockphoto.com
- Frau überprüft die Ergebnisse eines Schwangerschaftstests zu Hause | credits @ nicoletaionescu
- Junge Frau leidet Schmerzen im Unterleib @ PORNCHAI SODA
- Fuß des Neugeborenen auf warmer Decke | credits @ StockPlanets